Giotto entdeckte die Kunst, auf einer flachen Oberfläche die Illusion der Tiefe zu schaffen, wieder. Eine explizite Verführung, die von den systematischen Leitfäden des Brunelleschi und über den Zauber der Dreifaltigkeit des Masaccio auf direktem Weg zu den Wunderwerken der Renaissance führte. Der gekünstelten und nunmehr fruchtlosen, bildnerischen Darstellung, der bedrückenden Stilisierung, der dogmatisch kodifizierten und beinahe „archäologischen“ Abstraktheit der Vergangenheit, stellte Giotto ein subtiles, feines und sanftes menschliches Ausdruckswerk entgegen. Es gelang ihm, die Zeit zu annullieren und über die Epochen und die Strömungen hinauszugehen: Er war ihnen voraus, überholte sie, ignorierte sie gar. Das Wunder seiner Malkunst ist, dass sie unsere Gemüter wie jene seiner Zeitgenossen bewegen kann. Sie ist also jeder Malkunst kontemporär, sowohl weil es ihr zu verdanken ist, dass zu einer neuen Kunst übergegangen wurde, als auch weil sie immer eine große Schule für alle Künstler bleiben wird.
Buch von Matteo Cecchi
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